Die Ozeane, die Flüsse, das Land, die Berge und jetzt die Bienen und ihre Bienenstöcke. Es gibt keinen Ort auf der Erde, der nicht unter der Verschmutzung durch Mikroplastik leidet.
Wissenschaftler sind aber noch dabei zu lernen, wie genau Mikroplastik sich durch die Atmosphäre bewegt. Doch die Entnahme von Proben ist schwierig. Die meisten Untersuchungen von Mikroplastik wurden bisher am Boden, nicht in der Luft durchgeführt.
Insgesamt rund 330.000 Tonnen sogenanntes Mikroplastik gelangen in Deutschland pro Jahr in die Umwelt. Das Fraunhofer Institut in Oberhausen hat für 51 Quellen die freigesetzten Mengen errechnet. Der größte Verursacher ist demnach der Abrieb von Autoreifen. Dieser mache ein Drittel der Mikroplastik-Emissionen aus. Weitere Hauptquellen seien die Abfallentsorgung, der Abrieb von Fahrbahndecken oder Freisetzungen auf Baustellen. Mit 19 Gramm liegt Mikroplastik-Partikel in Kosmetika nur auf Platz 17 der Negativliste.
Wie sich nun herausstellt, sind Honigbienen – mit ihren behaarten Beinen und Körpern – ein probates Mittel, um die Verteilung von umherfliegenden Plastikpartikeln besser beurteilen zu können. Dank ihrer großen Anzahl und ausgedehnten Reisen zur Nahrungssuche können Honigbienen als lebende Sonden eingesetzt werden, um zu beurteilen, wie Mikroplastik sich in der Luft verbreitet.
Wissenschaftler aus Spanien und Dänemark haben im Rahmen einer Studie untersucht, ob Bienen beim Einsammeln von Pollen auch auf Mikroplastik stoßen und es mit in den Stock bringen. Sie konzentrierten sich dabei auf Partikel zwischen fünf Millimetern und einem Mikrometer, was in etwa der Größe von Pollen entspricht. Da Bienen auf Nahrungssuche mit ihrer Umwelt interagieren, stellte sich die Frage, ob auch dieser Müll an ihren Beinen haften bleibt.
Dafür wurden zunächst Bienen und ihre Beuten aus städtischen Völkern im Zentrum von Kopenhagen, aus kleinstädtischen Völkern und aus ländlichen Gebieten in Dänemark untersucht. In allen Kolonien wurde Mikroplastik nachgewiesen. Am stärksten waren die städtischen Bienenkolonien belastet. Aber auch in den Vorstadt-Völkern und denen auf dem flachen Land wurden in abnehmender Konzentration Plastikpartikel entdeckt.
An den Bienen selbst wurden insgesamt 13 synthetische Polymere nachgewiesen. Das häufigste war Polyester, gefolgt von Polyethylen und Polyvinylchlorid. Fünfzehn Prozent der gefundenen Partikel waren Mikroplastik. Davon waren 52% Bruchstücke und 38% Fasern. Polyester war die dominierende Faser, gefolgt von Polyethylen und Polyvinylchlorid, aber auch natürliche Baumwollfasern wurden von den Bienen aufgenommen.
Die Frage, wie sich das Plastik auf Bienen auswirkt, ist noch offen. Daher versuchte eine weitere Studie, die potenziellen Risiken von Mikroplastik für Honigbienen zu bewerten.
Insbesondere fand man heraus, dass die Sterberate der Bienen von weniger als 20% auf etwa 55% anstieg, wenn sie eine Kombination aus Polystyrol und Tetracyclin zu sich nahmen. Letzteres ist ein in der Imkerei häufig verwendeten Antibiotikum zur Vorbeugung einer Larvenerkrankung.
Für sich genommen ist Mikroplastik vielleicht nicht die giftigste Verunreinigung, aber das Zusammenspiel mit anderen Chemikalien könnte seine Toxizität erhöhen, schlossen die Forscher.
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