Schon bei der Ernte hatte ich darauf geachtet, dass ich nur „reife“ Honigwaben entnehme. Dennoch habe ich den Bienen einen großen Teil des Honigs geraubt. Nochmals danke, liebe Mädels! Aber, ich muss die Bienen nun füttern. Überwintern mit dem restlichen verbliebenen Honig reicht nicht.
Ich rechne mit ca. 20 kg Futter für die Mädels, damit sie den Winter überleben. Die Menge werde ich später durch einfaches Anheben mit einer Kofferwaage feststellen und dann regelmäßig kontrollieren. Das gibt mir ein gutes Gefühl über den noch vorhandenen Futtervorrat. Mit Futter, Holz, Deckel (ohne Stein), Wachs und Bienen wiegen die Beuten ca. 40 kg.
Bei der Fütterung muss man sehr darauf achten, dass man nicht kleckert. Alle Völker füttere ich gleichzeitig und am besten Abends, wenn die Bienen nicht mehr so aktiv sind. Das soll verhindern, dass man keine Unruhe oder sogar Räuberei am Bienenstand provoziert. Auch die Fluglöcher sollten nur einen kleinen Spalt geöffnet sein, so dass die Wächterbienen den Stock gut verteidigen können. Im Bild, welches mir ein Freund schickte, sieht man, wie die Beute links von Räubern belagert wird.
Die Fütterung sollte Ende September abgeschlossen sein, so dass die Winterbienen sich nicht mehr mit dem anstrengenden Umwandlungsprozess des Winterfutters beschäftigen müssen.
In der Schulungsmappe „Grundwissen für Imker“ las ich, ich solle bei Völkern Zucker und Wasser im Verhältnis 3:2 mischen. In dem Buch „ökologische Bienenhaltung“ fand ich ein Rezept von Rudolf Steiner. Man solle der Mischung mindestens 10% Honig, Kamillentee und eine Prise Salz hinzufügen. Ich rühre wie ein Brunnenputzer, aber der Zucker löst sich nicht. Erhitzen hilft sicherlich, doch mir fällt ein, dass sich dann vermehrt Hydroxymethylfurfural bildet. Das ist schädlich für die Bienen.
Den Zucker lagere ich in unser Vorratsregal ein. Ich entscheide mich für Apiinvert. Diese Zuckermischung ist ein gebrauchsfertiges, flüssiges, hauptsächlich aus Saccharose und deren Bausteinen Fructose und Glucose bestehendes Einzelfuttermittel für Honigbienen. Der Werbetext lautet, dass es das Verhungern des Bienenvolkes bei voller Wabe nahezu ausschließt. „Apiinvert ist aufgrund seiner Zusammensetzung nicht darmbelastend.“ Das überzeugt. Zudem hatte mein Imkerverein mir auch eine Email über eine mögliche Sammelbestellung geschickt.
Das ist ja hier kein Lehrbuch, denn zum Füttern kann man viele Varianten einsetzen. Ich nehme Eimer, die ich mit Schwimmhilfen, wie zum Beispiel Stroh, Korken, Fichtenzapfen oder einem Mäusegitter ausstatte.
Die Bienen leben zur Zeit auf 2 Stöcken (Zargen). Zur Fütterung stelle ich eine weitere Zarge oben auf.
Den mit Futter gefüllten Eimer platziere ich in die Zarge.
Da ich den Schwänzeltanz nicht beherrsche, flüstere ich „Guten Appetit! Bon appétit! Enjoy your meal! Smaklig måltid!“ und “ „Smacznego!“ in Richtung der Mädels. Ich verschließe die Bienenbeute mit dem Deckel. In meiner selbstgebauten Beute sehe ich ein paar Ritze. Ich klebe Gaffertape über diese Lücken. Das Apiinvert soll weniger riechen als Zuckerwasser, aber ich will sicher sein, dass keine Fremdbienen oder Wepsen über die Ritze in den Bienenstock gelangen.
Nach zwei Tagen kontrolliere ich die Futteraufnahme. Ja, die Damen haben Hunger. 20 kg bis Ende September ist das Ziel.