von Heike Fritz (editiert)

Drohnen arbeiten nicht. Diese Prinzen sind aber ein wichtiger Teil im matriarchalen Bienenstaat. Die Männchen im Stock stehen für Reproduktion, Befruchtung, Stabilität und Kontinuität. Doch wenn sich die Blühsaison dem Ende neigt, werden die Drohnen gewaltsam vertrieben. Die sogenannte Drohnenschlacht beginnt.

Einzige Aufgabe des Drohns ist es, die Königin zu befruchten. Er stellt keinen Honig her oder hat auch keinen Stachel, um etwa einen Wachdienst zu versehen. Sein Lebensende wird oft als würdelos betrachtet, weil es entweder beim Geschlechtsakt eintritt oder gewaltsam von den Schwestern eingeleitet wird. Dabei ist der Einsatz der Drohnen für das Volk riesig. Während der Hochzeitsflüge der Prinzessinnen fliegen die Drohen über 30 Kilometer auf der Suche nach einer jungfräulichen Regentin. Sie können sie mit ihren über 6.000 Einzelaugen, sogenannten Ommatidien, in ihren beiden Facettenaugen sehen und schon über weite Strecken riechen. Ihr Gewicht kann 230 mg erreichen. Eine Arbeiterin wiegt vergleichsweise im Schnitt 100, eine Königin 250 mg. 

Drohnen stammen aus unbefruchteten Eiern, verfügen also nur über einen Chromosomensatz. Sie besitzen dieselben 16 Chromosomen ihrer Königin und geben deren genetische Eigenschaften über ihre Spermien 1:1 weiter. Ihre Spermien werden durch eine spezielle Reifung, die sogenannte Meiose, produziert, bei der alle Chromosomen an eine Geschlechtszelle gehen.

Drohnen selbst wachsen im Volk aus unbefruchteten Eiern (Parthenogenese) in Zellen mit acht Millimetern Durchmesser heran, die größere Kuppeln als die der Arbeiterinnen besitzen. Im Gegensatz zu Prinzessinnen, die nach 16 Tagen schlüpfen, und Arbeiterinnen, die 21 Tage benötigen, schlüpfen Drohnen erst 24 Tage nach der Eiablage.

Ihr Körper unterscheidet sich durch robustere, größere Augen, längere Antennen und fehlendem Stachel. Die Tiere verfügen über einen rechteckigen Bauch, haben keine Wachsdrüsen, und wenn sie fliegen, verursachen sie ein lautes Geräusch.

Sie haben keine Körbchen, sogenannte Corbicula, am dritten Beinpaar, was sie daran hindert, Pollen oder Propolis zu transportieren. Da die Drohnen sich nicht an der Ernährung des Volks beteiligen, haben sie evolutionär eine kleinere Zunge und Mundwerkzeuge als die Arbeiterinnen entwickelt. Wegen ihrer fehlenden Duftdrüsen können sie zudem jeden Stock betreten, ohne dass ihnen Wächterinnen den Zugang verwehren.

Ihr Fortpflanzungsapparat nimmt einen großen Teil des Bauches ein. Die Hoden bestehen aus etwa 200 Samenleitern, die Spermien produzieren und in Samenbläschen gespeichert werden. Der Ejakulationskanal mündet in paarige Schleimdrüsen. Der zähe Schleim wird bei der Paarung nach dem Sperma ausgestoßen und bildet eine Art Verschlussmaterial.

Der untere Teil des Samenleiters, der Spritzkanal, endet in einem kompliziert gebauten Begattungsschlauch, der bei der Paarung als Penis nach außen gestülpt wird. Die Funktion der ebenfalls nach innen eingestülpten Anhänge – Hörnchen und Federanhang – ist noch nicht aufgeklärt. Die Innenwand des Begattungsschlauchs ist chitinisiert. Im Bulbus-Abschnitt liegen verdickte Chitinplatten, die sich beim Ausstülpungsvorgang während der natürlichen Paarung von der Haut ablösen und als sogenannte Begattungszeichen ausgestoßen werden. Bei freier Eversion lösen sie sich nicht ab, sondern werden mit der Innenwand des Bulbus umgestülpt. Die Ausstülpung ist nicht rückgängig zu machen und führt zum Tod des Drohns.

Beim Hochzeitsflug der Prinzessin kommen nur die stärksten Drohnen zum Zug, da der Geschlechtsakt im Vertikalflug vollzogen wird. Dafür sammeln sie sich an Plätzen, an denen sie tagelang auf Prinzessinnen warten. Wenn sie dabei ohne Erfolg bleiben, wandern sie von Bienenstock zu Bienenstock. Dieses Verhalten macht sie zu wichtigen Überträgern von Krankheiten wie Nosema oder Parasiten wie Varroamilben.

Wenn sich die klimatischen Bedingungen ändern und der Winter naht, nehmen auch die Nahrungsvorräte ab. Um die Ressourcen zu optimieren, reduziert die Kolonie ihre Größe. Die Arbeiterinnen verweigern den Drohnen das Füttern. Jene Drohnen, die nicht selbst vor Hunger ausziehen, werden aus dem Stock verjagt. Ohne den Schutz der Gemeinschaft sterben die männlichen Bienen jedoch nach ein paar Tagen an Kälte und Hunger.