„Du hast ´nen Stich? Du hast ´nen Stich? Dein Wehgeschrei ist lächerlich! Auch einen Imker sticht die Biene, ertrag´s wie er mit ruhiger Miene!“

Der Insektenforscher Justin O. Schmidt wurde von über 150 Insektenarten aus aller Welt gestochen. Er ordnete die danach empfundenen Schmerzen in vier Stufen ein. Insekten, deren Stiche bei ihm keinen Schmerz bewirkten, berücksichtigte er in dieser Skala nicht.

Nach dem Schmidt-Stichschmerz-Index werden die Schmerzen durch den Stich einer Honigbiene unter 2 eingeordnet: „Wie ein abgebrochener Streichholzkopf, der auf deiner Haut abbrennt.“ Der Stich der 24-Stunden-Ameise erhält hier eine 4+: „Reiner, intensiver, strahlender Schmerz. Als ob man über glühende Kohlen läuft und dabei einen sieben Zentimeter langen rostigen Nagel in der Ferse stecken hat.“ Wie der Name des Insekts schon andeutet, dauern die Schmerzen auch sehr lange an.

Quelle 1 Einteilung der Schmerzen nach einem Insektenstich.

Auch in der Liste der giftigsten Insektengifte belegt eine Ameise den ersten Platz. 12 Stiche der Ernteameise würden genügen, um ein 2 kg schweres Säugetier zu töten. Vermutlich dient das Gift dazu, die Futtervorräte, vor allem Gräsersamen vor eindringenden Wüstenmäusen zu schützen.

Quelle 2 Die Ernteameise besitzt das giftigste Insektengift.

Während Schmidt die Schmerzen nach Insektenstichen bewertete, wurde in einer anderen Studie untersucht, wie sich die Schmerzhaftigkeit eines Stichs der Honigbiene je nach Lage der Einstichstelle verändert. Der Schmerz wurde auf einer Skala von 1 bis 10 relativ zu einem internen Standard, dem Unterarm, bewertet. Bei den einzelnen Probanden wurden die Schmerzbewertungen über drei Wiederholungen wiederholt. Als schmerzhafteste Stellen wurden das Nasenloch und die Oberlippe angegeben.

Dies deckt sich auch mit der Erfahrung des Autors von #GermeringerHonig.

Quelle 3 Schmerzhaftigkeit eines Honigbienenstichs je nach Körperlage.

„Du hast ´nen Stich, doch was Dich sticht, das weißt Du nicht, das weißt Du nicht. Iss Honig, Freund, iss Honig täglich! Der Bienenstich wird dann erträglich.“

Nicht alle Wildbienen stechen den Menschen. Hummeln besitzen wie alle heimische Bienenarten einen Wehrstachel. Sie zeigen bei Bedrohung ihrer Völker ein gewisses Verteidigungsverhalten, greifen aber niemals grundlos einen Menschen an.

Viele Solitärbienen sind selbst in der Nähe des Nestes friedfertig und ziehen die Flucht der Verteidigung vor. So können Mauerbienen, die durchaus einen Wehrstachel besitzen, bedenkenlos im Garten oder an einer Terrasse gehalten werden und ihre Nistaktivitäten völlig gefahrlos aus der Nähe beobachtet werden.

Alle Arbeiterinnen der Honigbiene besitzen einen Wehrstachel am Ende ihres Leibes. Der Giftstachel der Bienen hat sich im Laufe der Evolution aus einem Eierlegeapparat entwickelt. Das Eierlegeorgan ist also zugleich ein Verteidigungswerkzeug. Der Stachel verfügt über Widerhaken, die dabei helfen, die Hautoberfläche des Angegriffenen zu durchdringen und zugleich den Wiederaustritt des Stachels verhindern. Normalerweise bleibt der Stachel zurück, wenn ein Mensch oder ein anderes Säugetier gestochen wird. Aber bei anderen Opfern ist das nicht immer der Fall. Je nachdem, welche Textur die angegriffene Fläche hat, kann eine Biene mehrfach stechen. Königinnen ziehen ihre Stachel immer wieder ein, weil ihre Widerhaken deutlich kleiner sind.

Das eigene Verhalten ist entscheidend für das Abwehrverhalten der Bienen. Honigbienen haben gelernt, einen Bären an wenigen Schlüsselmerkmalen zu erkennen. Dunkle Farbe, flauschiges Fell und die Atemluft verraten den anrückenden Fressfeind. „Der Bär ist dunkel.“ Das Bienenvolk ist gewarnt.

Quelle 4 Bär und Biene. Eine Räuber-Beute-Beziehung.

Für den Imker ist das Tragen von heller, glatter Kleidung wie ein Imkerhut und ein weißer Imkerschleier daher vorteilhaft. Man sollte weder vor dem Flugloch stehen noch in die offene Bienenbeute hineinatmen. Starke unangenehme Gerüche, wie Parfüm, Alkohol- oder Schweißgeruch lösen auch Abwehrverhalten aus. Bienen reagieren auf schnelle Bewegungen. Alle Bewegungen sollten ruhig und bedächtig ausgeführt werden.

Quelle 5 Bekleidungshinweis für Imker.

„Bist Du allergisch, schlecht gelaunt? Wer Dich so hört, ist sehr erstaunt. Aus and´rem Grunde man so schreit. Wahrscheinlich ist´s bei Dir so weit.“

Hat einen aber doch ein Stich erwischt, sollte man ihn so schnell wie möglich entfernen. Beim Stechen wird das komplette Stachelorgan der Biene, die Giftblase, die Muskulatur, Nerven und sogar Teile ihres Verdauungsapparats herausgerissen. Solange der Stachel in der Haut steckt, sickert das Gift in den Körper.  Zudem wird ein Botenstoff, ein Pheromon ausschüttet, mit dem zusätzlich ein Duftalarm an andere Honigbienen ausgegeben wird. Hat man den Stachel gezogen, sollte man die Stelle desinfizieren. Zur Not hilft dabei Spucke.

Bienenstiche schwellen schnell an. Eine Kühlung sorgt dafür, dass sich das Gift langsamer ausbreitet. Dafür eignet sich ein Coolpack oder eine Tüte mit gefrorenem Gemüse aus dem Tiefkühler. Auch ein feuchtes, kaltes Tuch hilft, zur Not reicht kaltes Wasser. Am Bienenstand hat ein Imker dies leider nicht zur Hand.

Auch andere Mittel, die empfohlen werden sind oftmals nicht greifbar. Oder welcher Imker führt rohe Zwiebeln, gehackte Petersilie, Honig, warmer, mit Essig verrührter Kuhdung, zerdrückte Pastinakenblätter, gekaute Malve, Ammenmilch, Zahncreme, Skorpionöl oder ungebrannten Kalk mit sich? Unter den Empfehlungen findet sich auch die Behandlung mit Eigenurin. Nach einen Bienenstich möchte man aber ungern die schützende Imkerkleidung ablegen, um die Verwundung auf diese Weise zu behandeln.

Vermutlich hilft ein elektronisches Gerät mit konzentrierter Wärme gegen Juckreiz, Brennen, Schmerzen und Schwellungen bei Insektenstichen. Zum großen Teil ist das Bienengift ein Eiweiß, welches durch Hitze zerstört, denaturiert werden kann. Eine zügige Behandlung des Stichs mit Essigsäure oder einer Zwiebel kann helfen. Aber auch von einer Behandlung mit Waffenöl wird berichtet. Bei starkem Juckreiz helfen oftmals kühlende Salben oder Gele.

Bei Kreislaufproblemen und Atemnot nach dem Stich sollte man unbedingt zum Arzt gehen oder sogar einen Notarzt rufen, da das Ausdruck einer Allergie sein kann. Wer weiß, dass er auf Bienen allergisch ist, sollte ein Notfallset dabeihaben. Sonst droht Lebensgefahr.

„Du hast ´nen Stich? Du hast ´nen Stich? Das ist doch gar nicht fürchterlich. Nun halte doch mal Deinen Mund! Bei Rheuma ist es sehr gesund.“

Die heilende Wirkung des Bienengifts bei rheumatischen Erkrankungen ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Diese Erkrankungen gehören auch heute noch zum wichtigsten Einsatzbereich des Bienengifts.