Besser geht es nicht – eigenes Bienenwachs selbst umzuarbeiten
Die Mittelwand ist eine gewalzte oder gegossene Platte aus Bienenwachs mit einem vorgeprägten Relief in Form von gleichseitigen Sechsecken, die die Größe von Zellen einer natürlich gebauten Bienenwabe haben. Mittelwände werden in der Imkerei verwendet, um den Wabenbau der Bienen zu ordnen und zu beschleunigen. Es gibt sie für alle gängigen Rähmchenmaße.
Die Qualität des Wachses hat einen Einfluss auf die Stabilität der Waben, die Reinheit des Honigs und die Gesundheit der Bienen. Insbesondere hinsichtlich Rückstandbelastungen und die Reinheit des Bienenwachses sind von Bedeutung.
Die erhältliche Wachsqualität ist oftmals Vertrauenssache oder von einem guten Qualitätssicherungssystem abhängig. Die größte Sicherheit wird jedoch erreicht, wenn man sein eigenes Bienenwachs selbst umarbeitet.
Bislang habe ich Wachsplatten vom Händler bezogen oder die Wachsblöcke aus meinem Wachskreislauf beim Händler abgegeben, um Wachsplatten gießen zu lassen. Das Wachs sollte sauber und von Verunreinigungen befreit sein. Alte Waben oder Reste können oft noch verarbeitbar sein, jedoch sollte das Wachs von Bienenkot oder anderen Ablagerungen gereinigt werden. Das geht gut durch Schmelzen und Abseihen.



In der Wachsgießerei des Imkerkollegen
Beim Treffen des Imkervereins erfuhr ich nun, dass ein Mitglied Mittelwände selbst herstellt. Mit ca. 11,5 kg Bienenwachs, welches ich zuvor gereinigt hatte, besuchte ich den Kollegen.
Schön, wenn man so eine große Werkstatt hat. Ich war beeindruckt! Im Keller steht der Wachsschmelzer. Bei 75°C wird das Wachs in einem Behälter eingeschmolzen. Die Heizquelle ist hier ein Wasserbad.

Hier wurde ein 12,5 kg Block Wachs geliefert. Dieser passt nicht in der Topf, so dass er gespalten werden muss. Das funktioniert bei meinem Wachsblock mit Hammer und Axt. Für schwierige Fälle stehen aber um die Ecke ein 10 kg Vorschlaghammer und Metallkeile bereit.


Platten gießen
Die Mittelwand-Gießform sieht aus wie ein rechtwinkliges Waffeleisen. Sie besteht aus Metall, die Gießform aus Silikon. Der Deckel und Boden werden mittels Wasserkreislauf gekühlt.

Das geschmolzene Wachs wird vorsichtig in die vorbereitete Mittelwandform gegossen. Ein guter Schöpflöffel Wachs reicht aus, um die Form gleichmäßig auszufüllen. Die Form wird geschlossen und mit einem kurzen Druck zusammengepresst. Das überschüssige Wachs fließt in das Auffangbecken mit kaltem Wasser oder wie hier gezeigt in ein stück Regenrinne. Zu langsames Schließen oder zu kühles Wachs führt zur Rissbildung. Bei zu hoher Geschwindigkeit besteht Spritzgefahr. Dann wird der Deckel aufgedrückt und ca. 30 Sekunden gewartet.


Sobald das Wachs vollständig abgekühlt und fest geworden ist, kann die Mittelwand vorsichtig aus der Form gelöst werden. Mit einem Spachtel wird das Wachs am vorderen Metallrand der Gussform entfernt. Bleibt der Deckel geschlossen, kann die Silikonprägung nicht beschädigt werden. Wurden Metallteile vorher zusätzlich mit Seifenwasser bepinselt, lässt sich das Wachs leichter entfernen. Der Deckel wird nach dem Abkühlen vorsichtig geöffnet. Eine festhaftende Mittelwand darf nur mit
einem weichen Gegenstand gelöst werden.


Bei Rissen oder Fehlern wird das Wachs wieder eingeschmolzen. Gelegentlich muss das Überschusswachs entfernt
und zurück in den Schmelztopf gegeben werden. Um Klümpchen aus nicht geschmolzenem Wachs zu vermeiden, kann man das Wachs auch zusammen mit Ausschussmittelwänden sammeln und später einschmelzen.
Die Platte auf das gewünschte Maß schneiden
Sieht die Platte gut aus, wird sie mit Hilfe einer Schablone und eines Pizzaschneiders auf das entsprechende Maß gebracht. Ich benötige Bienenwachsplatten, die 395 mm breit und 195 mm hoch sind. Das ist das Zandermaß.


Es gibt eine Unzahl von Formaten der Bienenbeuten. Vor- und Nachteile dieser Formate hat Undine Westphal in Ihrem Buch zusammengestellt. Ich benutze Zander, seit das erste Bienenvolk am 9. 7. 2016 bei uns einzog. Das Rähmchenmaß Zander stammt aus dem frühen 20. Jahrhunderts und wurde vom Imker Enoch Zander (1873 – 1957), in Zusammenarbeit mit Johann Merz als Gesamtkonzeption der Zanderbeute entwickelt.

Das Gießen von Mittelwänden erfordert etwas Übung. Wichtig ist, dass das Wachs nicht zu heiß wird, da dies seine Qualität beeinträchtigen kann. Ich erfahre noch ein paar Tricks in der Handhabung oder wie man verhindern kann, dass der Pizzaroller zu schnell verklebt.

Da aus den Mittelwänden hygienische Waben entstehen sollen, werden sie bis zur Verwendung in einer sauberen Umgebung gelagert. Die fertigen Mittelwände werden aufeinander gestapelt. Üblich sind 10er-Stapel. Als Zwischenlage kann Küchenpapier verwendet werden. Zeitungspapier kann durch die Druckerschwärze die Wachsplatten verunreinigen und ist deshalb nicht geeignet.
Ich hatte großes Glück, denn der Kollege kennt sich sehr gut aus. Zudem gießt er nur im Februar die Platten. In den anderen Monaten hat er andere Projekte. Mit den neuen Wachsplatten kann ich mich nun wieder meiner Winterbeschäftigung widmen, der Vorbereitung der Rähmchen für das neue Imkerjahr.
